2024

Prof. Dr. Rainer Moritz liest aus "Das Buch zum Buch" und "Vielleicht die letzte Liebe"

 

Samstag, den 6. April

 

 

„Wann, lieber Herr Dr. Moritz, finden Sie noch die Zeit zum Schreiben eigener Bücher?“ Diese Frage wird dem Autor, Übersetzer, Podcaster, Lektor und vielbeschäftigtem Chef des Hamburger Literaturhauses oft gestellt und seine Antwort lautet stets: „Wenn man etwas wirklich will und es von Herzen tut, dann findet man auch die Zeit dafür!“

 

Und er hat auch die Zeit gefunden, nach Lütjenburg in die „Alte Schmiede“ zu kommen , um uns aus seinen Werken vorzulesen. Trotz eines verführerisch schönen Spätnachmittags finden sich gut gestimmte Gäste ein, die heute den Garten Garten sein lassen , um sich an Literatur zu erfreuen. Wie schön, dass eine Verbindung von beidem auf der Bühne zu erleben ist: ein bestens gelaunter Schriftsteller und ein wunderschöner Strauß aus Rosi Hamanns Garten.

 

Rainer Moritz liest aus dem “Buch zum Buch” und aus “Unbekannte Seiten”, das Kurioses aus der Welt der Literatur versammelt. Amüsant und mit einer klitzekleinen Freude an klitzekleinen Boshaftigkeiten findet der Autor sofort den Draht zur Zuhörerschaft. Wie schön ist es, gemeinsam zu lachen! Nebenbei erfahren wir von weiteren Moritz’schen Leidenschaften: dem Fußball und der Schlagerwelt. Wer hätte das gedacht!?

 

Nach einer Pause mit angeregter Plauderei, mit einem Glas Wein im Innenhof oder am Büchertisch von Franziska von Ohlen, wird es beim zweiten Teil des Leseabends ernsthafter. Rainer Moritz jüngster Roman „Vielleicht die letzte Liebe“ handelt von ebendieser und dem Weg in das Alter. Ähnlich wie Baumgartner im gleichnamigen letzten Roman Paul Austers steht der Protagonist Bertrand Vautrot nach dem Tod seiner Frau und mit Blick auf das Altern mitten in einem Wendepunkt seines Lebens. Der Schauplatz ist Paris und sein berühmter Friedhof. Kenntnisreich geleitet Rainer Moritz uns durch den riesigen geschichtsträchtigen Père Lachaise. Er lässt uns an Bertrands Gedanken und Begegnungen teilhaben und an seiner ungewöhnlichen Entscheidung. Natürlich bleibt das Ende des Romans zum Ende der Lesung offen und vielleicht erfährt man es am Ende des Tages aus dem gerne gekauften Buch mit Widmung des Autors.

 

Danke, lieber Rainer Moritz, für das Lachen und für die Nachdenklichkeit!

 

Text:  Dr. Vera Schmiedel                                                                                    Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Silke Aichhorn: "Frohlocken leicht gemacht!?"

 

Sonntag, den 17. März

 

„Frohlocken leichtgemacht“, so nennt Silke Aichhorn ihr aktuelles Solo-Programm. Und womit frohlocken die Engel im Himmel? Na klar: Mit Gesang und Harfenklang!

 

Wie ein Engel kam die Harfenistin Silke Aichhorn allerdings nicht daher: In Schwarz-Rot gekleidet, groß, dunkelhaarig mit verschmitztem Lächeln trat sie neben ihre riesige Konzertharfe und meinte gleich: „Blockflöte transportiert sich leichter“ würde ihr oft mitleidig gesagt. „Aber Blockflöte ist nun mal nicht mein Instrument!“

 

Ihr Instrument ist eben die große Harfe. Und diese beherrscht sie ganz wunderbar, im Klang, im Rhythmus, mit ihrer Fingerfertigkeit, ihrer gesamten Musikalität.

 

7 Pedale hat dies Konzertinstrument mit je 3 Einstellungen, damit die Musikerin je nach Tonart einzelne Saiten um einen Halbton verstellen kann. Sie arbeitet also wie ein Schlagzeuger mit Händen und Füßen, muss dann noch ihr Notenpult im Blick behalten und auch da umblättern. Multitasking gibt es also doch! Und weil – angeblich – Frauen dies besser beherrschen, spielen auch meist Frauen die Harfe. So sagte sie.

Ein Soloprogramm mit diesem Instrument zu gestalten ist nicht so leicht, denn es gibt kaum Literatur dafür. Im Orchester spielt es meist nur wenige Töne, wenige kurze Sequenzen – es folgen stets lange Pausen bis zum nächsten Einsatz. Für Frau Aichhorn ist das nicht so spannend. Daher sucht und findet sie Orchesterstücke, die andere Harfenisten für Solo-Harfe adaptiert haben.

 

Im ersten Teil des Konzerts erfreute sie uns dann auch gleich mit solcher Adaption von der „Moldau“ von Bedrich Smetana. Für die Darbietung einer „Wassermusik“ eignet sich die Harfe meiner Meinung nach besonders gut: Sie kann das leichte Plätschern, Quellen, das Rauschen von Strudeln und Wasserfällen wunderbar erklingen lassen.

 

Natürlich passt ihr Klang auch hervorragend zu Volksmusik. Wir hörten 2 Stücke, eins aus Österreich und eine Miniatur über ein ukrainisches Volkslied. Letzteres spielt Frau Aichhorn seit 2022 in jedem Konzert. Sie möchte, dass der Krieg dort und das Leid der Menschen nicht in Vergessenheit gerät.

 

Auch jazzig kann dies Instrument klingen. In einem Stück von Tom Maxwell konnte die vielseitige Musikerin das gut beweisen.

 

Ein sehr modernes Musikstück war auch dabei: Ein junger norwegischer Harfenist hat es komponiert zum Gesang einer Amsel. Der wurde elektronisch über einen Lautsprecher dazu geschaltet. Ganz reizvoll. Aber den Bezug zum „black bird“-Gesang habe ich nicht entdeckt.

 

Zwischen den einzelnen Stücken las Frau Aichhorn aus ihren beiden Büchern vor. Ja, sie ist auch Autorin und kann sehr unterhaltsam schreiben. Es geht um wahre Erlebnisse, die sie vor, bei oder nach Auftritten hatte und denen eins gemeinsam ist: Sie sind urkomisch. So gab es außer der schönen Musik auch noch viel zu lachen.

 

In der Pause ruhte sich die Künstlerin nicht etwa aus, nein, sie erklärte geduldig alles, was die große Zuhörerschar über ihr prächtiges Instrument wissen wollte. Außerdem konnte man an einem Nebentisch CDs und die beiden Bücher erwerben. Auch dieses Angebot fand großes Interesse. Ich habe die CD mit Stücken von Mozart für Konzertflöte und Harfe gekauft und mir am gleichen Abend noch sehr begeistert angehört.

 

Eine runde Sache war das insgesamt. Dem kleinen Kulturkreis sei Dank für sein Engagement, wodurch wir zu solchen besonderen Genüssen kommen.

 

Text:  Helga Sielmann                                                                                     Fotos:  (c) Jürgen Peters   (zum Vergrößern anklicken)